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„Ist das in echt passiert??“ - Bericht über die Sommerwerkstatt „Auf den Spuren jüdischer Kinder“

Heinersdorf, den 01. 09. 2009
 

10 Kinder aus den JC´s Heinersdorf und Hasenfelde nahmen an der Sommerwerkstatt teil, die vom Jugendclub Heinersdorf und vom Eine Welt Projekt vorbereitet wurde.

 

Der erste Tag begann zunächst spielerisch. Als sie dann alle schon etwas ruhiger und „angekommen" waren, lasen wir zwei Kapitel aus dem Buch „Im Reich der Schwarzen Krähen" vor. Das Buch handelt von dem jüdischen Jungen Mikasch und seiner Familie in einem Ghetto. Angeschnitten wurden die Themen Deportation, Konzentrationslager, Vernichtung und die Situation der Familie in einem Versteck - das Lauschen, die Angst, die Enge und der Wille, das alles zu überleben. In einem langen, sehr intensiven und konzentrierten Gespräch haben wir das Gelesene besprochen: über die Sondergesetze, die nur für Juden galten, über die Enge in den Deportationszügen, über die Duschen aus denen das Gas kam, über die Verbrennungsöfen und warum Mikasch nicht einfach weglaufen konnte ... Uns war es ganz wichtig, klar zu sein, die Geschehnisse kindgerecht zu beschreiben und zu benennen - dabei aber die Kinder emotional nicht zu überfordern. Wir haben uns bemüht, bei den Fragen der Kinder zu bleiben, ihr Gerechtigkeitsempfinden anzusprechen und einen Bezug zu ihrem Alltag herzustellen.

Am Nachmittag empfing uns Frau Weilbach in Neuendorf im Sande, wo sie uns anschaulich mit Fotos und mit einem Spaziergang vom Gut Neuendorf, von der Lehrerin Clara Grunwald und den jüdischen Kindern Ruth und Mirjam Gerson erzählte. Beim Abholen wurden die Eltern ermutigt, sich dem Thema zu stellen und die Fragen der Kinder zu beantworten, die eventuell aus den Erzählungen des Tages noch „nacharbeiten".

 

Am zweiten Tag haben wir in Kleingruppen die angesprochenen Themen nachbereitet. Die Kinder hatten zwei Möglichkeiten, das Erzählte/Vorgelesene zu verarbeiten: einmal kreativ durch Malen auf Stoffen und/oder durch die Darstellung der sie beschäftigenden Dinge als „Standbild/Szene". Für die Jungs kristallisierte sich im Gespräch „Das Versteck" als ein zentraler Aspekt heraus, der sie sehr beschäftigt hat. So entschieden sie sich, das Versteck nachzubauen und als „Szene" zu entwickeln. Für die Mädchen waren es die Enge in einem Versteck und „Die Krähensoldaten", als negatives Symbol für Nazis, aus denen sie zwei Szenen entwickelten. Als gemeinsame Szene wurde „Der Befehl zum Abtransport" entwickelt, bei der es um die Situation kurz vor der Deportation geht: schwere Koffer tragen, Hektik.

Beim Malen auf den Stoffen beschäftigten sich die Kinder mit dem, was „Das Beste auf der Welt" für sie ist, und „Was uns erschreckt hat". So sind z.B. eine Sonne, Natur und die Familie für „das Beste" und eine Dusche (aus der das Gas kam), ein Verbrennungsofen und ein voller und enger Deportationszug als Symbole für „das Erschrecken" festgehalten.

 

Am 3. Tag waren wir bei der Bildhauerin Petra Wagner in Steinhöfel zu Gast. Sie zeigte uns mit viel Geduld, wie aus nassen Gipsbinden auf Holz oder auf einem Drahtgestell „Krähen" werden können. Als es regnete, durften wir die Scheune zum Üben für die Theaterpräsentation nutzen. Und das Ergebnis verblüffte alle Eltern und Gäste, die um 18.00 Uhr kamen: jede einzelne Krähe war einzigartig, die vier Theaterszenen und die bemalten Tücher machten nachdenklich ...

 

„Das war echt cool" - dieser Ausspruch eines Kindes am Ende macht deutlich, dass die Kinder in den drei Tagen was „mitgenommen" haben und die Mischung aus „Arbeit und Spaß" zu unserer Freude offensichtlich stimmte. Vielen Dank an alle, die uns mit Transport (Feuerwehr!) oder anderen Dingen, die die Arbeit noch angenehmer machten (Kuchen, Tee, Buletten!),  unterstützt haben.

 

Gabi Moser

Eine Welt Projekt/Ev. Kirchenkreis